Rezension zweier KURZGESCHICHTEN

Alessandro Baricco - Novecento

Eigenerwerb

Diese Geschichte wurde als Monolog für eine Ein-Mann-Theatervorführung geschrieben. Es geht um Novecento der an Bord eines Schiffes zur Welt kam und dort ausgesetzt wird. Er wird von der Mannschaft gefunden und groß gezogen. Ein paar Jahre später kristalisiert sich bei ihm eine unglaubliche Begabung fürs Klavier spielen heraus und fortan spielt Novecento für die Passagiere an Bord. Sehr schnell wird er als bester Musiker im ganzen Ozean bekannt, denn seine Musik ist einzigartig. Genauso einzigartig wie die Eigenheit das Novecento niemals auch nur einen Fuß auf festen Boden gesetzt hat.

Die Geschichte wird auf 80 Seiten von Novecentos Freund Tim Tooney erzählt. Der Schreibstil des Autors ist dabei sehr einzigartig, er hat eine Art zu schreiben die sehr simpel ist, gleichzeitig aber auch sehr melodisch und bildgewaltig. Immer wieder ändert er den Satzbau, die Anordnung der Worte, die Sprache und den Ton, sodass die Bedeutung mehr zu Wirkung kommt. Durch die Veränderung der Betonung bekommt man als Leser eine andere Bedeutung, jeh nach Stimmung. Es ist wirklich sehr clever und eloquent geschrieben.

Faszinierend ist dabei ist auch die Harmonie zwischen wirklich witzigen Ereignissen und besonders gefühlvollen, emotionalen Geschehnissen. So zum Beispiel fand ich es echt lustig wie Tim Tooney darüber rätselt warum ein Gemälde einfach plötzlich und scheinbar willkürlich von der Wand fällt. Gleichzeitig war ich tiefbewegt ob des Grundes warum Novecento nicht das Schiff verlässt. Es ist dieses Spiel zwischen Ernst und Heiterkeit die diese Geschichte zu einem kurzen Vergnügen macht, den Leser aber auch dazu einlädt über die Worte nachzudenken und einen tieferen Sinn zu finden. 

Eine wirklich schöne Geschichte, die ich sehr gerne auch auf der Bühne sehen wollen würde. 



Dirk Kurbjuweit - Zweier Ohne


Eigenerwerb

In diesem Buch lernen wir Johann kennen, der uns von seiner einzigartigen Freundschaft zu Ludwig erzählt und wie es war mit ihm aufzuwachsen. Beide lernen sich in der Schule mit 11 Jahren kennen und beschließen sehr schnell das sie nicht nur Freunde, sondern Brüder sein wollen. Aber nicht irgendwelche Brüder: Zwillinge. Jede freie Minute verbringen die beiden zusammen, teilen sich alles, sogar die intimsten Gedanken und Geheimnisse. Doch als sich Johann in Ludwigs Schwester Vera verliebt, verändert sich etwas zwischen den beiden. Denn Vera können die beiden nicht miteinander teilen.

Dies war eine wunderschöne Coming-of-Age Geschichte, die einfach jeder, gerade in dem Alter, lesen sollte. Sie ist so feinfüllig und intensiv geschrieben, ich hatte das Gefühl wirklich dabei zu sein und alles mit den Jungs zu erleben. Der Schreibstil ist sehr simpel gehalten, als ob wirklich Johann die Geschichte seines Lebens erzählt.
Auch ist die Handlung sehr gefühlvoll und voller Emotionen. Von Johanns Angst für immer alleine zu sein, über seine Freude endlich jemanden zu haben der mit ihm alles unternimmt, bis hin zur ersten Verliebtheit - wir bekommen alles hautnah mit. Es ist als stecke man wieder selber mitten in der Pubertät und erlebt wieder all die Ängste und Unsicherheiten die man in diesem Alter hatte. Die Wendungen und Geschehnisse sind sehr clever gehalten und bieten dem Leser viel Abwechslung und immer wieder unvorhergesehene Wendungen.
Hier und da erleben die beiden sehr skurile Dinge, bei denen ich nicht ganz sicher war ob sie wirklich nötig für den Roman waren, aber irgendwie passt es zu dem Charme des Buches.

Das Ende ist unglaublich traurig, aber dieser emotionale Abschnitt macht dieses Buch so unfassbar tiefgründig und berührt einen mitten im Herz!

Ein Buch das Zeitlos ist und absolut jeder lesen sollte!









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