Benjamin von Stuckrad-Barre - Noch wach?

 REZENSION


Eigenerwerb

Ich habe mich am Anfang etwas schwer getan mit diesem Buch. Die Tatsache das ein Mann sich diesem heiklen Thema widmet und dafür extreme Aufmerksamkeit bekommt, während Bücher mit ähnlicher Thematik, die von FRAUEN geschrieben wurden, völlig ignoriert werden (siehe Mareike Fallwickl als Beispiel), finde ich einfach nicht richtig. An dieser Stelle bin ich mir zu 1000% sicher, das es nicht daran liegt das der Schreibstil des einen, besser ist, als der der anderen, aber das sei mal nur so dahingestellt. Nichtsdestotrotz, ist es natürlich wiederum großartig, dass dieses Thema ÜBERHAUPT thematisiert und diskutiert wird. 

Ich hatte ausserdem Zweifel ob es in dem Roman auch WIRKLICH um die betroffenen Frauen gehen wird oder doch eher um die Ränkespiele irgendwelcher Männer... Dem zweiteren war zum Glück nicht so. Natürlich geht es im Buch hauptsächlich um den Ich-Protagonisten und seine Gefühle und Gedanken, sowie seine Männerfreundschaft zum Chef. Das ist in Ordnung, jedoch darf man nicht die eigentliche Thematik aus den Augen verlieren: es geht hier um die FRAUEN die durch einen Machtmissbrauch geschädigt werden!!  
 
Ebenfalls schwierig tat ich mich mit dem Schreibstil des Autors. Da dies mein erster Stuckrad-Barre Roman ist, war mir der etwas komplexere, literarische und durchaus leicht chaotische Stil nicht geläufig. Auch das klare Abgrenzen einer Konversation fehlte mir. Doch je länger ich las, desto mehr gewöhnte ich mich daran.

Schlussendlich hat mir die Handlung dann doch relativ gut gefallen, obwohl sie irgendwie Vorhersehbar war, wenn man den Springer Verlag Vorfall kennt, in dem der Autor selbst verwickelt war. Gerade die spürbare Hilflosigkeit etwas ändern zu können und die Überforderung mit der Situation an sich, haben mir gefallen, einfach weil sie das reale Leben widerspiegeln. Wirklich hervorheben muss man hier, dass sich der MÄNNLICHE Protagonist für die betroffenen Frauen stark macht und nicht weg sieht. Das ist toll, das ist nötig. 
   
Kennt man den bereits erwähnte Springer Verlag Skandal, stellt sich unweigerlich die Frage ob der Roman ein Tatsachenbericht, Schlüsselroman oder doch reine Fiktion ist. Benjamin von Stuckrad-Barre selbst beharrt auf völlig frei erfunden. Für mich persönlich las es sich wie ein Schlüsselroman. Es gibt einfach viel zu viele Parallele zum echten Fall, dazu die passenden Hauptcharakterbeschreibungen, sowie das Fehlen der Namen der Protagonisten/Antagonisten.
 
Final gesagt: ein recht gut geschriebener Roman, der hauptsächlich vom Marketing und den Hintergründen, sowie vom Bekanntheitsgrad des Autors lebt. Ob das jetzt gut oder schlecht ist sei dahin gestellt. Fakt ist: diese Thematik braucht die Aufmerksamkeit, sie braucht Diskussionen und sie braucht vor allem eins: das sich endlich etwas grundlegend ändert.






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