Esi Edugyan - Washington Black

REZENSION

Leseexemplar des Eichborn Verlages - Vielen Dank!

Cover: 5/5
Schreibstil: 2/5
Handlung: 1/5
Charaktere: 1/5


INHALT

Washington Black wird als Sklave auf einer Zuckerplantage auf Barbados geboren. Tag ein und Tag aus muss er auf dieser arbeiten. Sein Alltag besteht aus Arbeit, schweiß und viel Leid.  Misshandlungen und Hinrichtungen sieht er jeden Tag. Sein einziger Trost ist die Fürsorge einer anderen Sklavin: Big Kit. Sie ist soetwas wie eine Mutter für ihn. Als der Plantagen Besitzer stirbt geht die Zuckerfarm an seinen Neffen weiter - ein noch grausamer Mann, der Sklaven für minderwertiger als Insekten hält. Mit ihm zieht auch sein Bruder Christopher, genannt Titch, auf die Plantage. Er ist das genaue Gegenteil seines Bruders. Er ist ein Mann der Wissenschaft und arbeitet heimlich gegen das System der Sklaverei. Für seine neueste Erfindung sucht Titch noch einen Helfer und dabei fällt seine Wahl auf den jungen Washington, dessen Leben fortan nicht mehr dasselbe sein wird. Titch erzieht Wash zu einem kleinen Wissenschaftler, bringt ihm das schreiben, lesen und zeichnen bei. Nach einigen dramatischen Ereignissen fliehen die beiden von der Zuckerrohrplantage. Damit wird Washington zum Ziel des hasses von  Titch's Bruder. Dieser fühlt sich zu tiefst gedemütigt und ordnet an das man ihm Washington zurück bringt - tot oder lebendig.

MEINE MEINUNG

Mich hat das Cover und der Titel extrem neugierig auf die Geschichte gemacht. Auch der Klappentext klang sehr spannend - wie eine Mischung zwischen 'In 80 Tagen um die Welt' und 'Der Butler' - letzteres handelt ja auch um die wahre Geschichte eines Sklaven einer Baumwollplantage. Ich war echt gespannt welche Abenteuer mich erwarten würde und war auch gleichzeitig auf bedrückende, traurige  Eindrücke der Sklaverei vorbereitet.

Leider wurde ich sehr enttäuscht. Die Handlung entwickelt sich nur sehr sehr langsam. Alles wird ganz genau beschrieben, jedes Wort aufs Papier verbannt. Das Buch hat mit seinen 509 Seiten nur eine Zeitspanne von 5 Jahren. Der Schreibstil ist teilweise sehr langwierig, es kommt überhaupt keine Spannung auf. Egal welche Ereignisse sich entwickeln, egal wie dramatisch sie eigentlich sein müssten - man hat nicht das Bedürfniss weiter zu lesen. Einen durchgehenden oder steigenden Spannungsbogen sucht man im Buch vergeblich. Es plätschert alles mehr oder weniger vor sich hin.

Zu den Charakteren konnte ich keine Symphatie aufbauen. Titch war für mich ein etwas verwirrter aber sonst recht emotionsloser Wissenschaftler, der sein Leben einfach so dahin lebt. Ich habe keine Lebensmotivation gespürt, keine Emotionen. Ich konnte oft nicht nachvollziehen warum er etwas tut und etwas nicht tut. Es fehlten mir die Beweggründe. 

Ebenso Washington Black - es gab für mich keine Entwicklung bei ihm. Er wächst als Sklave auf und bekommt die Freiheit geschenkt. Aber er macht nichts draus. Man merkt in seinem späteren Leben nicht das er auf so gut wie alles verzichten musste. Es müssen Dinge gegeben haben die er nicht kannte, die er noch nie getan hat. Das alles hätte unglaublich viele Emotionen auslösen müssen, aber für mich blieb Washington Black immer sehr passiv, sehr grau. 

Auch die Handlung ist ganz anders als erwartet. Der Wolkenkutter wird am Anfang zusammengebaut und Titch und Wash fliehen mit ihm. Das war es dann aber auch schon. Mehr Erwähnung bekommt er nicht. Dem Klappentext und Cover nach zu urteilen, hätte ich erwartet das es im ganzen Buch mit dem Kutter weitergeht. Generell wird vieles aufgegriffen und irgendwann dann nicht mehr erwähnt. Viele Worte werden verwendet um zu zeigen wie Washington malt, das er ein Talent dafür hat. Und irgendwann kommt es einfach nicht mehr vor. Unvollständig endet das Buch auch. Für mich gefühlt mitten in der Geschichte. Kurz zuvor erfahren wir noch das Wash etwas bestimmtes ändern will und auf einmal ist die Geschichte aus. Als ob die Zeit nicht mehr gereicht hätte ein zufriedenes oder auch nur halbwegs logisches offenes Ende zu schreiben.

Das Buch soll das bestreben nach der Suche nach Freiheit und was sie bedeutet aufgreifen. Davon habe ich nichts bemerkt. Ich habe über einen jungen gelesen der vollkommen auf den Mann fixiert ist der ihm die Freiheit mehr oder minder freiwillig geschenkt hat. Er macht nicht wirklich etwas aus diesem Leben. Er ist nur auf Titch fixiert. Was er macht, was ihn glücklich machen würde, wo er ist. Die versprochene Weltreise ist eher eine Flucht vor der Plantage und später eine Suche nach Titch. Sie hat nichts damit zu tun das ein Sklavenjunge die Freiheit und die Welt entdeckt.

Generell wird die Thematik Sklavenhandel sehr wenig aufgegriffen. Wir befinden uns zwar zu Anfang auf der Plantage und hier und da wird eine gräuel Tat beschrieben, aber ein richtiges hineinfühlen ist es nicht. Es gibt keinen bemerkbaren Unterschied zwischen der Zeit als Sklave und der eines entlaufenden Sklaven. Die Veränderung des Sklavenhandelendes die im Buch kurz erwähnt wird, bekommen wir nicht wirklich zu spüren.

FAZIT

Vielleicht bin ich eher der Typ Buchleser der gerne Pageturner hat. Pures Adrenalin, Geheimnisse, Intrigen. Vielleicht fehlt es mir deshalb an Spannung in diesem Buch. Trotzdem empfand ich das Buch als sehr langwierig und auch langweilig. Ich habe sehr lange zum durchlesen gebraucht und musste mir sehr oft dazu zwingen es weiter zu lesen. Die Geschichte hat mich nicht bereichert, hinterlässt keine Anregung zum Nachdenken. Für mich leider ein Flop den ich nicht weiter empfehlen kann.


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