Anna Romer - Das Dornental

REZENSION

Leseexemplar des Goldmann Verlages

Cover: 5/5
Inhalt: 4/5
Charaktere: 4/5
Schreibstil: 5/5

INHALT

Die Journalistin Abby bekommt den Auftrag ein Interview mit dem kürzlich ins Dorf zugezogenen Schriftsteller Tom Gabriel zu führen. Dieser ist für seine Abneigung gegen die Presse bekannt, aber durch eine Reihe kurioser Zufälle schafft es Abby sein Vertrauen zu gewinnen und sogar bei ihm einzuziehen. Im Haus macht Abby dann eine schreckliche Entdeckung - in einem winzigen Zimmer findet sie eine Seite aus einem Tagebuch und durch den Inhalt ist Abby klar - hier wurden zwei junge Mädchen Jahre lang festgehalten. Sie fühlt sich zurück versetzt in ihre eigene, dunkle Vergangenheit, denn auch Abby wurde als Jugendliche entführt, genau wie zahlreiche andere junge Mädchen, die es aber im Gegensatz zu ihr nicht überlebt haben. Hängen all diese Fälle zusammen? Was geschah mit den beiden Mädchen und wo ist der Rest des Tagebuchs? Abby möchte endlich die Wahrheit herrausfinden und dabei stellt sich eine Frage in den Vordergrund: lebt der Entführer etwa noch?

MEINE MEINUNG

Dies ist mein zweiter Roman von Anna Romer. Der Roman 'Am Dunklen Fluß' konnte mich damals nicht durchgehend begeistern, deshalb war ich schon sehr gespannt wie mir ihr neues Werk gefallen wird. Eines schon vorweg: am Anfang hatte ich das Gefühl das es zu meinem Jahreshighlight werden könnte.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Perspektive der Protagonistin Abby erzählt. Ab und zu bekommen wir Einblicke in die Geschichte durch die Augen des Schriftstellers Tom Gabriel und einer älteren Bewohnerin im Dorf Lil Corbin, sowie Tagebucheinträge aus der Vergangenheit.

Ich fand die Geschichte schon ab der ersten Seite extrem spannend, die Autorin hat eine sehr starke Atmosphäre geschaffen, sehr düster und Unheil verkündent. Man wusste genau das dies kein Wohlfühl Roman ist. Die kurzen Kapitel lassen einen sehr schnell lesen, wohl auch weil man sehr oft mit einem Cliffhänger zurück gelassen wird und natürlich wissen will wie es weiter geht. 

Die Geschichte entwickelt sich nur sehr langsam, das fällt aber in der ersten Hälfte nicht auf. Es ist nicht langwierig geschrieben, man bekommt immer wieder neue Informationen, immer wieder ein neues Puzzle Teil. Gegen Ende lässt diese Spannung leider nach, auch wenn die Geschichte sehr unerwartet endet. Oder auch gerade weil die Geschichte sehr unspannend endet. Ich hatte das Gefühl das die ganze Spannung schon in der ersten Hälfte verbraucht wurde. So als ob die Autorin am Ende gemerkt hätte das es ja doch ein Roman und kein Thriller werden soll. Sehr schade.

Am Ende blieben bei mir viele Fragen offen. Gerade durch das langsame Entwickeln der Geschichte gab es viele begonnene Fäden die aber irgendwie nie richtig aufgewickelt wurden. Es wurden immer Hinweise gegeben, schlußendlich aber nie richtig aufgeklärt. Vielleicht interpretiere ich auch zu viel rein, aber das hat mich zum Schluss dann doch sehr enttäuscht. Viele Handlungen konnte ich dann auch mit Rückblick nicht nachvollziehen.

SPOILER!! Ein Beispiel hierzu wäre: ist Frankie eines der Mädchen Leichen die man gefunden aber nicht identifizieren konnte? Wie hat es die ältere und höchstwahrscheinlich gebrechliche Lil geschafft die Mädchen zu überwältigen? Warum hat Abby nicht gewusst das eine Frau sie entführt hat? Alles in ihr hat eine Erinnerung ausgelöst, warum sagten ihr ihre Instinkte nicht das es sich um eine Frau handelte? Warum weckte Lil keine Erinnerung bei ihr? Und was ich auch sehr komisch finde: wie können Abby und Tom noch auf Ravenscar wohnen wenn sie wissen das dort irgendwo Ennis begraben liegt? SPOILER ENDE!!

Abby war für mich zwar eine sehr symphatische Protagonistin, aber dennoch nicht ganz greifbar. Ich konnte viele ihrer Handlungen nicht nachvollziehen. Warum sie so handelte oder warum sie was gerade dachte. Da hätte ich mir eine deutlichere Beschreibung gewünscht.
Tom war für mich kein gut beschriebener Charakter. Ich habe mich schwer getan ihn als jüngeren Mann vorzustellen. In meinem Kopf war er ein Älterer Griesgram, der zurückgezogen lebte und keine Hilfe von irgendwem annehmen wollte und sich auch nicht eingestehen konnte das er etwas gebrechlich ist. Das er doch recht jung war passte für mich nicht mit seinem Einsiedlerleben und tollpatschigkeit zusammen.

FAZIT

Das Buch hat mich am Anfang sehr begeistert weil es wirklich spannend geschrieben war und mich dieses Rätsel um die beiden entführten Kinder sehr beschäftigt hat. Leider lies die Spannung dann im letzten Drittel drastisch ab und endete unerwartet unspannend und zum Teil auch für mich nicht nachvollziehbar. Trotzdem ein sehr gutes Buch.


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